Situation
Frau B. befindet sich in einer Krisensituation. Sie arbeitet seit einem Jahr als Abteilungsleiterin bei einem internationalen Konzern und führt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Frau B. ist homosexuell und verschweigt das in ihrer Firma konsequent. Jetzt hat sie eine Mitarbeiterin getroffen, als sie mit ihrer Lebenspartnerin eine Veranstaltung für Lesben und Schwule besucht hat. Frau B. hat große Angst, die Mitarbeiterin könnte in der Firma erzählen, wo sie ihre Vorgesetzte getroffen hat.
Coachingauftrag
Frau B. fällt es sehr schwer, einen Auftrag zu formulieren. Sie möchte mit jemandem offen über die Situation reden und sich überlegen, wie sie jetzt vorgehen kann. Die Anonymität des Telefons gibt Frau B. Sicherheit, und es fällt ihr somit leichter, über ihre Situation zu reden.
Coachingprozess
Zunächst lasse ich mir von Frau B. erläutern, warum es für sie so problematisch ist, sich mit ihrer Homosexualität in der Firma zu zeigen. Wir spielen in den ersten beiden Telefongesprächen durch, was passieren würde, wenn die Mitarbeiterin tatsächlich erzählt, wo sie die Vorgesetzte getroffen hat. Frau B. befürchtet, dass ihre Karriere in der Firma beendet sein würde und man über sie herziehen würde. Sie erlebt die Atmosphäre in ihrer Abteilung als homophob. Als Beispiel führt sie die letzte Weihnachtsfeier an, bei der Witze über Schwule gemacht wurden. Sie räumt aber ein, dass es zwei schwule Mitarbeiter gäbe, die offen zu ihrer Homosexualität stehen. Diese haben keine negativen Konsequenzen zu spüren bekommen. Frau B. meint aber, als Führungskraft sei das etwas anderes.
Ich gebe Frau B. die Hausaufgabe, bis zum nächsten Telefonat zu prüfen, von wem sie tatsächlich negative Konsequenzen erwartet, wer ihrer Homosexualität neutral gegenüberstehen würde und von wem sie Unterstützung bekommen könnte.
Frau B. beschäftigte sich mit diesen Fragen und es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich nur drei Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter als potenziell diskriminierend erlebt. Der größte Teil der Belegschaft würde neutral reagieren, fantasiert Frau B., und von drei Personen würde sie sich sogar Unterstützung erhoffen.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Kollegin niemandem etwas gesagt hat. In dem dritten Telefonat sprechen wir darüber, dass ihre Homosexualität zwar diesmal nicht “rausgekommen“ ist, dass Frau B. sich aber mit dem Verschweigen zunehmend unwohl fühlt. Sie traut sich immer noch nicht, ihre Homosexualität in der Firma offenzulegen, möchte aber an der Situation etwas ändern.
Ergebnis des Coachings
Als Folge unserer Telefonate hat sich Frau B. einem Netzwerk lesbischer Fach-und Führungskräfte angeschlossen. Um mit ihrem Coming-out in der Firma weiter voranzukommen, möchte sich Frau B. weiter von mir beraten lassen. In den Telefongesprächen ist jedoch das Bedürfnis aufgekommen, in Zukunft ein persönliches Coaching in Anspruch zu nehmen
Dauer des Coachings
Fünf Sitzungen Telefoncoaching