Neue Wege im Umgang mit Burnout

Den folgenden Fachartikel habe ich in der Zeitschrift „Gestalttherapie. Forum für Gestaltperspektiven“ (27. Jahrgang,  Heft 1/2013, Seite 54 – 61) veröffentlicht.

Abstract:
Die Autorin beschreibt in ihrem Artikel eine neue Form der Burnoutprävention und -behandlung. Beleuchtet wird das Ineinandergreifen von persönlichen Dispositionen und gesellschaftlichen Verhältnisse bei der Entstehung des Burnout Syndroms. Es wird dargelegt, weshalb der Gestaltansatz für Menschen mit Burnoutsymptomen besonders geeignet ist und warum das Gruppensetting in der Arbeit mit erschöpften Menschen große Vorteile hat.

keywords: Burnoutprävention und -behandlung, Besonderheiten des Gestaltansatzes, Gruppensetting

In meiner Praxis sitze ich immer wieder Menschen gegenüber, die unter massiven Erschöpfungszuständen leiden und bei denen sich ein komplexes Ineinandergreifen von persönlichen Dispositionen und belastenden Arbeitsbedingungen nur partiell bearbeiten lässt. Den Einfluss gesellschaftlicher Verhältnisse kann man in der Einzelberatung oder -therapie zwar bekunden, er ist in diesem Setting für Klientinnen und Klienten nur schwach erlebbar. Burnout ist ein Phänomen, das in einem sozialen Setting entsteht, deshalb glaube ich, dass ein soziales Setting auch geeignet ist, um Burnout-Prävention zu betreiben und Erschöpfungszustände, bis zu einem gewissen Grad, zu behandeln.

Die für mich daraus resultierende Unzufriedenheit brachte mich auf die Idee, ein Gruppenangebot zu entwickeln. Dieses Konzept zur Burnoutprävention möchte ich vorstellen. Das Angebot besteht aus einer Kombination von gestalttherapeutischer Selbsterfahrung, Achtsamkeitsschulung und Wissensvermittlung und bezieht Supervision und Coaching mit ein.

Ich lege mein Verständnis von Burnout dar und begründe, warum ich den Gestaltansatz für geeignet halte, mit Menschen mit berufsbedingten Erschöpfungszuständen zu arbeiten, warum ich die Bearbeitung in der Gruppe bevorzuge, und wie Achtsamkeitstechniken diesen Prozess unterstützen.

DAS PROGRAMM „BURNOUT VERHINDERN“

Das Programm „Burnout verhindern“ besteht aus 8 Modulen à 3 Stunden und einem Wochenende.

Im Einstiegsmodul lernt die Gruppe sich kennen, die weitere Planung wird vorgestellt und persönliche Ziele und Wünsche werden herausgearbeitet. Das zweite Modul beinhaltet eine Diagnostik, in der für jeden/jede Teilnehmer/in die individuellen und organisationalen Belastungsfaktoren herausgearbeitet werden. Im Modul 3 zum Thema Entschleunigung beschäftigen wir uns mit dem Thema Zeit und der Bedeutung von Zeit für jede/n Einzelne/n. Im 4. Modul werden die neuesten Erkenntnisse zum Thema Stress vermittelt. Neben der Wissensvermittlung ist es Ziel des Moduls, dass jede/r ein Gefühl dafür bekommt, wie er/sie Stress herstellt und was individuelle Maßnahmen zur Reduktion von Stress sind.

In Modul 5 (Organisation) und 6 (Coaching) wird die Ebene der Organisation betrachtet, das bedeutet, dass jede/r die Gelegenheit hat, die eigenen Arbeitsbedingungen zu analysieren und im Hinblick auf Beeinflussbarkeit zu bewerten. Es werden Maßnahmen zur Veränderung der Situation entwickelt, anstehende Gespräche können geübt werden und die eigene Haltung zu den Arbeitsbedingungen überprüft werden.

An dem Selbsterfahrungswochenende (Modul 7) haben alle Teilnehmer/innen die Gelegenheit, mit ihren persönlichen Themen zu arbeiten, die zu der Entwicklung von Erschöpfungszuständen geführt haben. Sie bekommen Feedback von den anderen Teilnehmern/Teilnehmerinnen. Es geht darum, sich selbst besser zu verstehen und zu spüren, mit welchen Mechanismen jede/r sich selber in überlastende Situationen bringt. Gemeinsam können erste Ideen für Handlungsalternativen entwickelt werden.

In Modul 8 werden die überindividuellen Ursachen von Burnout, wie Entgrenzung der Arbeit, Multitasking und der Umgang mit Informationstechnologien bearbeitet. Die Teilnehmer/innen entwickeln Ideen, wie sie unter diesen Bedingungen ihren eigenen Weg finden können.

Zum Abschluss werden Maßnahmen und Rituale für jede/n Teilnehmer/in entwickelt, um das Erarbeitete zu festigen und die Einhaltung der eigenen Vorsätze zu erleichtern.

Begleitet werden die Module durch Achtsamkeitsübungen: die Teilnehmer/innen lernen in jeder Einheit eine Achtsamkeitsübung kennen, die sie bis zum nächsten Modul täglich üben können. Eine grundsätzliche Idee des Programms ist, dass die Teilnehmer/innnen Anregungen bekommen, neue Erfahrungen machen und diese gemeinsam reflektieren können.

BURNOUT ALS KRISE VERSTEHEN

Nach meinem Verständnis ist das Burnout-Syndrom ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung, der mit reduzierter Leistungsfähigkeit einhergeht. Hinzu kommt ein distanzierter, zynischer Umgang mit Kunden oder Klienten (vgl. Maslach, C./Leiter, MP. 2001) Ich verstehe diesen Zustand als Lebenskrise und beziehe mich dabei auf die Krisendefinition von Dross (2001):

„Von einer Krise ist dann zu sprechen, wenn ein Zustand psychischer Belastung eingetreten ist, der sich von der Normalbefindlichkeit, einschließlich ihrer Schwankungen, abhebt, als kaum mehr erträglich empfunden wird und zu Destabilisierung führt, die widerfahrenden Ereignisse und

Erlebnisse, die bisherigen Lebensgewohnheiten und Ziele massiv in Frage stellen oder unmöglich machen. Die veränderte Situation nach Lösungen verlangt, die aber mit den selbstverständlichen Möglichkeiten der Problemlösung oder Anpassung nicht bewältigt werden können.“(Dross, M. 2001,10)

Menschen mit einem Burnout-Syndrom erleben sich als existenziell erschüttert, weil sie sich so nicht kennen und mit ihren Bewältigungsmöglichkeiten, die häufig darin bestehen, sich anzustrengen und diszipliniert zu sein, die Situation eher noch verschlimmern. Dies führt zu einem Gefühl von Kontrollverlust, Angst und Selbstwertbedrohung.

Wie jede Krise beinhaltet auch das Phänomen Burnout sowohl die Gefahr der Entwicklung einer psychischen Krankheit, in diesem Fall häufig der Depression, als auch einer Stabilisierung auf höherem Niveau. Das bedeutet, dass Menschen, die eine Krise für sich als Entwicklungsmöglichkeit genutzt haben, durch das Durchleben der Krise mehr Stärke und Selbstvertrauen gewinnen können. Das Burnout-Syndrom ist keine Diagnose, sondern lässt sich, wie das Phänomen Krise auch, als ein phasenhaft verlaufender Prozess beschreiben, wobei die Phasen in der Regel nicht linear verlaufen.

Burnout ist ein multifaktorielles Geschehen, das mit persönlicher Vulnerabilität, Arbeitsorganisation und gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun hat. Deshalb halte ich es für wesentlich, in die Behandlung und Prävention diese Faktoren und ihr Zusammenwirken einzubeziehen. Das Angebot richtet sich an Menschen, die sich am Anfang des Burnoutgeschehens befinden, also nicht bzw. noch nicht die Kriterien einer Depression erfüllen. Die andere Zielgruppe sind Menschen, die ein ausgeprägtes Burnout-Syndrom hatten, längere Zeit krank geschrieben waren und sich auf einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben vorbereiten möchten.

DER GESTALTANSATZ

Eine Burnout-Krise entsteht in der Interaktion zwischen Individuum und Umwelt. Hier kommt der Gestaltansatz ins Spiel:

Schon in den theoretischen Grundlagen der Gestalttherapie ist die kritische Betrachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse angelegt. Die Bereitschaft, Normen, Regeln und Institution zu introjizieren, die den gesunden Interessen und Bedürfnissen der Menschen fremd sind, werden im Gestaltansatz als krankmachender Mechanismus ausgemacht. (vgl. Perls,S.; Hefferline, R. F.; Goodman, P.) Gerade im Prozess des Burnout spielt der Anpassungsprozess an krankmachende und destruktive Bedingungen eine große Rolle. Das Ergebnis, nämlich die Erschöpfung und das Ausgebranntsein, werden dann häufig als individuelles Versagen erlebt, das behandelt werden muss – und nicht als Notfallreaktion des Organismus auf unzumutbare Lebensbedingungen.

Als Gestalttherapeutin sehe ich das Individuum als verantwortlich für seine Handlungen. Dies bedeutet, der Mensch stellt die Situation, in der er sich befindet, auch selbst her, z.B. durch unhinterfragtes Leistungsdenken, Introjizieren von Normen wie Perfektionsstreben, immerwährende Erreichbarkeit oder Abhängigkeit des eigenen Werterlebens von beruflicher Anerkennung in Form von Gehalt, Beförderung oder Lob.

Für mich bedeutet das, mich dafür zu interessieren, wie jemand die Situation herstellt, in der er/sie sich befindet, statt vorschnell auf Veränderung abzuheben. Das heißt, Menschen mit einem Burnout nicht als Opfer der Verhältnisse zu sehen und gleichzeitig die Verhältnisse nicht unkritisch als gegeben, normal und unhinterfragbar zu sehen.

Hier liegt aus meiner Sicht eine der Stärken des Gestaltansatzes in diesem Zusammenhang: Wie gestaltet das Individuum seinen Kontakt zur Umwelt und zu sich selbst, wie wirken persönliche Dispositionen und Umweltbedingungen zusammen?

In der konkreten Arbeit geht es dann darum, sich mit den Klientinnen auf die Suche nach deren Bedürfnissen zu begeben. Es gilt herauszufinden, von welchen Introjekten sie geleitet werden und welche Ansprüche daraus folgen. Diese verschiedenen Ebenen von Bedürfnissen, Introjekten und Ansprüchen zu verstehen, ist Kern der Arbeit. Der Gestaltansatz bietet die Möglichkeit, mit der Person zu arbeiten und dabei die Arbeitsverhältnisse und gesellschaftlichen Verhältnisse mit einzubeziehen.

Themen, die ich bei erschöpften Menschen häufig vorfinde, sind Perfektionismus, der Wunsch, es allen Recht zu machen, ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und eine große Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, auch für Dinge, die von den Betroffenen nicht zu beeinflussen sind, und innere Verbote, sich abzugrenzen.

DIE BEARBEITUNG DER BURNOUT-KRISE IN DER GRUPPE

Burnout in der Gruppe zu bewältigen, bedeutet der Individualisierung des Phänomens Burnout entgegen zu wirken. Die Arbeit in der Gruppe erleichtert das Aufdecken von krankmachenden Strukturen in der Arbeitswelt. Die zuvor beschriebenen individuellen Themen können in der Therapie und im Einzelcoaching herausgearbeitet werden, die Bearbeitung und Veränderung ist dann oft ein Prozess, bei dem dann doch wieder einseitig auf das Individuum fokussiert wird. In der Gruppe gelingt es Menschen meist, die destruktiven Mechanismen bei anderen wesentlich einfacher wahrzunehmen, als bei sich selber. Die Teilnehmer/Teilnehmerinnen können beobachten, welche Folgen diese destruktiven Muster für die Einzelnen haben. Häufig habe ich in Gruppen erlebt, wie Menschen aggressiv und ungeduldig werden, wenn Sie sehen, wie andere dem Erfolg hinterher rennen und sich zum Sklaven ihres Bedürfnisses nach Anerkennung machen. In der Bearbeitung dieser Reaktion wird dann deutlich, wie sehr sich die Person an ihre eigene Bedürftigkeit erinnert fühlt.

Ein weiteres Beispiel für die Wirksamkeit von Gruppen im Umgang mit dem Burnout-Geschehen ist die Arbeit an und mit Introjekten. Wenn Menschen mit dem Introjekt „man muss immer nett sein“ andere Menschen erleben, die dieses Introjekt nicht – oder sehr ausgeprägt – haben, fällt es ihnen oft leichter, die Konfluenz mit den eigenen Introjekten zu lockern. Sowohl Ähnlichkeiten, als auch das Anderssein in einer Gruppe zu erleben, hat eine heilsame Wirkung.

Zudem gibt es natürlich die hinreichend beschriebene entlastende Wirkung von geteilten Problemen. Zu erleben, dass andere Menschen ähnliche Probleme haben, entlastet vom eigenen Versagensgefühl und schärft den Blick auf die Verhältnisse. Soziale Unterstützung wird in der Literatur zum Thema Krisen immer wieder als zentraler Faktor für Bewältigung von Krisen benannt. (vgl. Kunz 2009)

Unterstützend ist die Vielfältigkeit in der Gruppe auch dabei, kreative Lösungen für Probleme im Arbeitskontext zu finden. Erfahrungen aus unterschiedlichen Branchen, verschiedenen Hierarchiestufen und verschiedenen Ausbildungshintergründen können in der Gruppe genutzt werden, um Veränderungsmöglichkeiten auszuloten. Die in Therapie und Beratung zu Recht kritisch betrachteten Ratschläge, können durchaus auch wertvoll sein: wenn die Führungskraft dem Wissenschaftler Zeitmanagementtools und ein Wiedervorlagesystem beibringt oder der freiberufliche Jurist etwas über die rechtliche Situation von Kündigungen beisteuern kann.

ACHTSAMKEIT

Achtsamkeitsübungen begleiten das Programm kontinuierlich. Ich möchte hier kurz skizzieren, was ich mit Achtsamkeit meine und welche Bedeutung die Übungen in Zusammenhang mit der Burnoutprävention haben:

Achtsamkeit ist ein Begriff aus der buddhistischen Tradition und wurde von unterschiedlichen Vertretern aus Medizin, Psychologie und Coaching aufgegriffen. Auch die Gestalttherapie ist beeinflusst aus der buddistischen Tradition. Zentrale Begriffe wie Gewahrsein bzw. Awareness basieren auf diesen Einflüssen. Ein weiteres bekanntes achtsamkeitsbasiertes Verfahren wurde in den 70er Jahren von dem Mediziner Jon Kabbat Zinn entwickelt. Es nennt sich Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) (vgl. Kabat-Zinn 2006) und ist ein sehr gut erforschtes Verfahren zur Stressbewältigung. Achtsamkeitsübungen basieren vor allem auf Meditationstechniken, die eine Konzentration und Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt ermöglichen und eine Erforschung von Körper, Geist und Emotionen unterstützen. Wie im Gestaltansatz auch geht es darum, Bewusstheit und Gewahrsein zu fördern. Durch das Kennenlernen eigener Automatismen wird die Voraussetzung geschaffen, eigene Handlungsmuster auf ihre Funktionalität im Hier und Jetzt zu prüfen.

„Achtsam sein bedeutet, sich in einem genau beschriebenen Zustand zu befinden: Einem geistig aktiven aber zugleich passiv aufnehmenden Beobachten und Gewahrsein dessen, was innen und außen im gegenwärtigen Moment vorgeht. Automatische Reaktionen werden nicht unmittelbar in Handlungen umgesetzt – Impulse werden zunächst nur beobachtet. Achtsamkeit steht somit im Gegensatz zum Alltagsbewusstsein, in dem man eher automatisch, wie in einem Autopiloten-Modus funktioniert. Zusätzlich besteht auch Bewusstheit darüber, worauf die Aufmerksamkeit im jeweiligen Augenblick gerichtet ist“.(Weiss.H.; Harrer, M.E.; Dietz, 2012, 20)

Achtsamkeit erfordert ein gewisses Training, deshalb lernen die Teilnehmer/innen des Programms in jedem Modul eine Übung kennen mit dem Auftrag, sie dann bis zum nächsten Termin täglich zu üben. Zu den Übungen gehört eine einfache Beobachtung des Atems, der so genannte Bodyscan, in dem jedes Teil des Körpers mit konzentrierter Aufmerksamkeit durchwandert wird. Eine andere ist die Aufgabe, eine Mahlzeit am Tag mit voller Aufmerksamkeit zu sich zu nehmen. Auf Menschen mit Erschöpfungszuständen hat dies vielfältige Effekte:

Häufig befinden sie sich in einem Zustand der Übererregung, was zu einem Teufelskreis von Schlafstörungen und in der Folge einer Verstärkung der Erschöpfung und einer Zunahme von Überempfindlichkeit führt. Die Achtsamkeitsübungen können helfen, zu einer Beruhigung des gesamten Organismus beizutragen.

Das sogenannte Multitasking ist heute in fast allen Arbeitsbereichen üblich, verstärkt durch eine ungesunde e-mail Kultur und einen unreflektierten Gebrauch von Smartphones haben sich viele Menschen angewöhnt, viele Dinge gleichzeitig zu tun. Uneffektive Arbeiten und ein permanentes Gefühl von Gehetztsein sind die Folge. Diese Gewohnheiten sind nicht so leicht wieder abzulegen und führen zu einer Verminderung des Konzentrationsvermögens. Die Achtsamkeitsübungen stärken das Konzerntrationsvermögen und verstärken das Gewahrsein im Umgang mit Informationstechnologien und Zeit.

Körper, Geist und Emotionen können bei den Achtsamkeitsübungen besser kennen gelernt werden. Häufig ist im Zuge des Burnout Geschehens das Gefühl für die eigene Grenzen verloren gegangen oder es war gar nie vorhanden. Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, sich wieder mehr zu spüren und somit den Kontakt zu sich selber zu intensivieren. Verspannungen im Körper und die Funktionsweisen des Geistes können gespürt werden. Viele Teilnehmer/Teilnehmerinnen berichten, dass sie erst während der Achtsamkeitsübungen gemerkt haben, wie viel sie innerlich mit der Planung der Zukunft beschäftigt sind. Das sie auch in Momenten, in denen eigentlich Entspannung möglich wäre, schon mit der Planung der nächsten Tage beschäftigt sind, was sie innerlich wieder in einen Stressmodus versetzt. Durch das Kennenlernen dieser Mechanismen wird die Bewusstheit erhöht und damit auch die Einflussnahme auf das eigene Handeln verstärkt.

Insgesamt stärken die Achtsamkeitsübungen die Selbstverantwortung, die Teilnehmer/innen können erleben, wie sie Stress und Druck selber herstellen und gewinnen dadurch alternative Handlungsmöglichkeiten.

WISSENSVERMITTLUNG

Im gesamten Programm gibt es immer wieder kleinere Einheiten von Wissensvermittlung. Die neuesten Erkenntnisse der Stressforschung werden vermittelt, es gibt eine Einheit zu „Zeit“ und zum subjektiven Zeitempfinden und auch zum Umgang mit Informationstechnologien. Die Inhalte werden immer so aufbereitet, dass die Teilnehmer/innen nach dem Input immer die Möglichkeit haben, den Transfer auf ihre persönliche Situation vorzunehmen.

SCHLUSS

Wie in jeder beraterischen oder therapeutischen Arbeit ist natürlich auch bei hier die Haltung der Beraterin von Bedeutung, deshalb möchte ich diesen Artikel damit beenden, meine persönliche Haltung zum Thema Burnout und Erschöpfung darzulegen. Als Begleiterin des Programms „Burnout verhindern“ bin auch ich Teil dieser gesellschaftlichen Verhältnisse. Auch ich kenne Erschöpfung, auch ich finde nicht immer die passende Balance und weiß nicht in jedem Fall, wie es besser geht. Ich suche nach Möglichkeiten, das Leben in Balance zu leben und immer wieder zu justieren, wenn es aus der Balance gerät. Mein Wunsch ist es, gemeinsam mit den Teilnehmer/innen Entdeckungen zu machen und sie an meiner jahrelangen Erfahrung mit dem Thema teilhaben zu lassen. Die Herausforderung ist für mich immer wieder, nicht konfluent zu werden mit dem Druck, den erschöpfte Menschen natürlich auch mit in die Beratung und Therapie bringen.

Wichtig ist mir als Beraterin und Therapeutin nicht an der Individualisierung des Phänomens Burnout mitzuwirken, den Blick auf die Unternehmen und die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht aus dem Auge zu verlieren.

LITERATURVERZEICHNIS

DROSS, M. (2001): Krisenintervention. Göttingen.

KABAT-ZINN, J. (1991): Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. Frankfurt am Main.

KUNZ, S./SCHEUERMANN, U./SCHÜRMANN, I. (2009): Krisenintervention. Ein fallorientiertes Arbeitsbuch für Praxis und Weiterbildung. Weinheim und München.

MASLACH, C./LEITER, M. P. (2001). Die Wahrheit über Burnout. Wien.

PERLS, F.S. /HEFFERLINE, R. F./ GOODMAN, P. (1995): Gestalttherapie. Praxis. München, 3.Aufl.

WEISS, H./HARRER, M.E./DIETZ, T. (2012): Das Achtsamkeits-Übungsbuch. Für Beruf und Alltag. Stuttgart.